Was sind die Symptome bei einer HAE-Attacke? Wird HAE an mein Kind weitervererbt? Wo finde ich andere Menschen, die HAE haben? Antworten auf diese und viele andere Fragen finden Sie hier.

Häufige Fragen

Tritt das HAE bei Männern und Frauen gleich häufig auf?

HAE haben sowohl Männer als auch Frauen, aber ihre Erfahrungen können ganz unterschiedlich sein. Zum Beispiel scheinen Frauen vom HAE stärker betroffen zu sein als Männer. Schwankungen der weiblichen Sexualhormone (einschließlich Östrogen) können Einfluss auf die HAE-Symptome haben. Deshalb erfahren viele Frauen Veränderungen in der Schwere und Häufigkeit ihrer HAE-Attacken während verschiedener Lebensphasen wie Pubertät, Schwangerschaften und Menopause.

Ist es möglich, HAE-Attacken vorzubeugen?

Obwohl es keine Heilung für HAE gibt, sind Behandlungsmöglichkeiten verfügbar, um die Entstehung von Schwellungsattacken zu verhindern. Dies beinhaltet die regelmäßige Verabreichung von Medikamenten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin über einen Behandlungsplan, der für Sie passend ist.

Kann HAE behandelt werden?

HAE ist nicht heilbar, jedoch sind unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten verfügbar. Eine vorbeugende Behandlung beinhaltet die regelmäßige Gabe von Medikamenten, um die Entstehung von Schwellungsattacken zu verhindern. Bei einer Bedarfsbehandlung werden Medikamente verabreicht, um die Symptome einer akut auftretenden HAE-Attacke zu lindern. Arbeiten Sie eng mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin zusammen, um einen Behandlungsplan zu entwickeln, der für Sie und Ihre spezifische Situation passend ist.

Kann es schwierig sein, HAE festzustellen?

Ja. Da HAE selten ist, kann die Diagnose dieser Erkrankung eine Herausforderung sein. Im Durchschnitt dauert es rund 10 Jahre, bis das HAE tatsächlich als solches erkannt wird. Eine Beobachtungsstudie hat gezeigt, dass bis zu 65 % der Menschen mit HAE zunächst eine falsche Diagnose erhalten.

Was ist ein hereditäres Angioödem (HAE)?

Das HAE ist eine seltene erbliche (genetische) Erkrankung.
Es kann überall im Körper Schwellungsattacken verursachen, die plötzlich auftreten und die meist ziemlich ausgeprägt und manchmal auch schmerzhaft sind. Das Gesicht, die Hände, Füße, Geschlechtsorgane, der Bauchraum und der Hals sind besonders häufig betroffen.
Es ist wichtig, daran zu denken, dass eine HAE-Attacke im Halsbereich potenziell lebensbedrohlich sein kann, da Erstickungsgefahr droht. Stellen Sie sicher, dass Sie für eine solche Attacke gerüstet sind und suchen Sie so schnell wie möglich eine Notfallambulanz auf.

Was ist eine Bedarfstherapie beim HAE?

Zur Bedarfstherapie werden bei einer HAE-Attacke Medikamente verabreicht, um die Symptome zu lindern. HAE-Experten empfehlen, dass HAE-Patient:innen zu jeder Zeit Zugang zu mindestens zwei Dosierungen einer Bedarfstherapie haben sollten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über einen Behandlungsplan, der für Sie passend ist.

Was sind die Symptome bei einer HAE-Attacke?

Das hereditäre Angioödem kann überall am Körper Schwellungsattacken verursachen, die plötzlich auftreten und die meist ziemlich ausgeprägt und manchmal auch schmerzhaft sind. Das Gesicht, die Hände, Füße, Geschlechtsorgane, der Bauchraum und der Hals sind besonders häufig betroffen.
Normalerweise tritt die Schwellung der Haut ohne Nesselsucht oder Juckreiz auf. Eine Attacke im Bauchbereich kann leichte oder auch starke Schmerzen verursachen und von Erbrechen und/oder Durchfall begleitet sein.
Attacken im Halsbereich sind zwar seltener als Bauch- oder Hautattacken, aber am gefährlichsten. Schwellungen im Halsbereich können lebensbedrohlich werden, da Erstickungsgefahr besteht, deshalb ist hier auch eine sofortige Notfallversorgung erforderlich.
HAE-Symptome variieren stark von Person zu Person. Das bedeutet, dass die HAE-Symptome bei dem einen Patienten ganz anders sein können als die HAE-Symptome bei einem anderen Patienten. HAE-Symptome können sich auch bei derselben Person verändern. Zum Beispiel kann die Häufigkeit der Attacken in der Pubertät zunehmen.

Wie bekomme ich HAE?

Bei den meisten Menschen mit HAE ist das Protein C1-Inhibitor nicht in ausreichender Menge vorhanden oder das Protein funktioniert nicht richtig. Wenn zu wenig C1-Inhibitor da ist oder das Protein nicht richtig funktioniert, kann es zu Schwellungen kommen.
Bei etwa 75 % der Fälle entsteht HAE durch Vererbung in der Familie. Die restlichen 25 % bekommen HAE durch eine spontane Veränderung im Erbgut. Auf jeden Fall hilft die Krankengeschichte der Familie, um die Diagnose HAE zu stellen.

Wie finde ich heraus, ob ich HAE habe?

Da HAE selten ist, wissen nur wenige Menschen etwas darüber, einschließlich Ärzte. Wenn Sie vermuten, dass Sie vielleicht HAE haben, können Sie die Symptom-Checkliste ausfüllen und Ihrem Arzt zeigen. Das kann Ihnen und Ihrem Arzt bei der Entscheidung helfen, ob bei Ihnen ein Bluttest auf HAE gemacht werden sollte.

Wie häufig ist HAE?

HAE ist eine seltene erbliche Erkrankung. Schätzungsweise sind nur 1 von 10.000 bis 1 von 50.000 Menschen betroffen.

Wie merke ich, dass ich eine Attacke bekomme?

Manche Menschen erleben ein Kribbeln im betroffenen Gebiet. Es ist aber auch nicht ungewöhnlich, einen Hautausschlag zu bekommen, bevor die Schwellung auftritt. Bitte denken Sie daran, dass HAE-Attacken auch ohne Vorboten auftreten können, Sie sollten also immer für den Notfall vorbereitet sein.

Wird HAE an mein Kind weitervererbt?

HAE ist eine erbliche Erkrankung, die von den Eltern an das Kind weitergegeben werden kann. Wenn Sie HAE haben, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 %, dass Ihr Kind HAE erbt.

Wo erfahre ich mehr zum Leben mit HAE?

Es gibt mehrere Organisationen und Interessengruppen, die Menschen mit seltenen Erkrankungen unterstützen. Sie können sich zum Beispiel bei der HAE-Vereinigung e. V. informieren unter www.schwellungen.de.

Wo finde ich andere Menschen, die HAE haben?

Wenn Sie mit einer seltenen Krankheit leben, kann es schwierig sein, andere Menschen kennenzulernen, die aus eigener Erfahrung wissen, was Sie erleben und durchmachen. Glücklicherweise gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit der HAE-Community in Kontakt zu treten.

Wo finde ich einen Arzt/eine Ärztin, der/die Erfahrung mit HAE hat?

Einen Arzt oder eine Ärztin zu finden, der oder die Erfahrung mit der Diagnose und Behandlung von HAE hat, ist nicht immer einfach. Die HAE-Vereinigung e. V. stellt auf ihrer Website Kontaktadressen von Behandlungszentren und Ärzt:innen zur Verfügung, die sich auf das Krankheitsbild spezialisiert haben.

Wodurch können HAE-Attacken ausgelöst werden?

Die Auslöser der Schwellungsattacken sind bei allen Menschen mit HAE unterschiedlich. Typische Auslöser sind z. B.:

  • Emotionaler Stress
  • Verletzungen
  • Krankheit oder Infektion
  • Hormonelle Einflüsse, z. B. Monatsblutung oder östrogenhaltige Antibabypille
  • Mechanischer Druck durch körperliche Aktivitäten oder Sport, z. B. beim Rasenmähen, beim Fahrradfahren


HAE-Attacken können auch ganz ohne Vorwarnung und ohne einen ersichtlichen Auslöser auftreten. Das macht das Vorhersagen einer Attacke schwierig. Es ist also wichtig, dass Sie immer für den Notfall vorbereitet sind.

Glossar

A

Abdomen

Körperregion zwischen Brust und Becken, die den Magen, den Darm, die Leber, die Milz und die Bauchspeicheldrüse umfasst. Hier treten häufig HAE-Attacken auf. Wenn das HAE noch nicht diagnostiziert ist, können die Attacken leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden, wie 
zum Beispiel Blinddarmentzündung (Appendizitis) oder Reizdarm.

Akut- oder Bedarfsbehandlung

Bei einer sogenannten Bedarfs- oder akuten HAE-Behandlung werden Medikamente verabreicht, um die Schwere und Dauer einer akut auftretenden HAE-Schwellung zu lindern.

Antihistaminika

Antihistaminika sind Medikamente zur Linderung von Allergiesymptomen wie Niesen und Juckreiz. Antihistaminika helfen jedoch nicht bei HAE-Schwellungen.

Antikörper

Antikörper sind komplexe Proteine und ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems, da sie gezielt bestimmte Strukturen von fremden Organismen (Bakterien, Viren etc.) im Körper erkennen, binden und somit neutralisieren können. Antikörper können auch im Labor speziell „konstruiert“ werden und dadurch gegen körpereigene Bestandteile, die bei einer Erkrankung gegebenenfalls nicht richtig funktionieren, aktiv sein. Somit können auch genetische Erkrankungen zielgerichtet behandelt werden.

Appendizitis

Appendizitis (= Blinddarmentzündung) ist eine schwere Erkrankung, bei der sich der sogenannte Wurmfortsatz, der am Blinddarm hängt, entzündet hat. Eine Appendizitis muss umgehend operiert werden, da der entzündete Wurmfortsatz sonst platzen und die Entzündung sich im Bauchraum ausbreiten kann.

B

Bradykinin

Bradykinin ist ein Protein, das im Blut vorkommt und die Durchlässigkeit der Gefäßwände reguliert. Bei einer HAE-Attacke ist zu viel Bradykinin im Blut vorhanden. Das macht die Gefäßwände durchlässiger und es gelangt Flüssigkeit in das umliegende Gewebe. Als Folge entsteht eine (manchmal schmerzhafte) Schwellung.

C

C1-Inhibitor

Der C1-Inhibitor (C1-INH) ist ein Protein im Blutplasma. Bei normalen Spiegeln und normaler Funktionstüchtigkeit sorgt C1-INH dafür, dass bei Entzündungen, Gerinnungsreaktionen und anderen Prozessen im Körper nicht zu viel Bradykinin gebildet wird. Bradykinin erhöht die Durchlässigkeit der Blutgefäße. Wird die Bradykinin-Herstellung nicht durch C1-INH in Grenzen gehalten, kann es zu Schwellungsattacken kommen.

C4-Protein

Ein Protein, das sich im Blut befindet und eine wichtige Rolle im Immunsystem spielt. Es hilft dem Körper, durch Bakterien oder Viren verursachte Erkrankungen zu bekämpfen. Die Messung der C4-Spiegel kann bei der Diagnose und Therapieüberwachung bestimmter Krankheiten helfen, wie zum Beispiel bei HAE.

E

Epinephrin

Epinephrin ist ein Hormon zur Behandlung schwerer allergischer Reaktionen. Es wird bei einer Vielzahl von Störungen eingesetzt. Epinephrin hilft jedoch nicht bei Schwellungen durch eine HAE-Attacke.

H

Hereditäres Angioödem

Das hereditäre Angioödem (HAE) ist eine seltene erbliche Erkrankung. Meistens wird das HAE durch einen Mangel des Proteins C1-Inhibitor (C1-INH, C1-Esterase-Inhibitor) verursacht. Es kann beim HAE auch sein, dass das Protein nicht richtig funktioniert. Beim extrem seltenen HAE mit normalem C1-Inhibitor sind sowohl die Konzentration als auch die Funktion des 
C1-Inhibitors normal.

K

Kortikosteroide

Kortikosteroide sind Steroidhormone, die eine Vielzahl von Funktionen im Körper regulieren. Unter anderem hemmen sie Entzündungs- und allergische Reaktionen sowie Immunantworten. Kortikosteroide helfen jedoch nicht bei Schwellungen durch eine HAE-Attacke.

Ö

Östrogene

Östrogene sind weibliche Geschlechtshormone. Sie sind wichtig für die Entwicklung der Geschlechtsreife. Auch Antibabypillen, Hormonersatztherapien und andere Medikamente enthalten Östrogene. Studien haben gezeigt, dass Östrogene/Östrogenschwankungen Auslöser für HAE-Attacken sein können.

P

Plasma-Kallikrein

Plasma-Kallikrein ist ein sogenanntes Enzym, d. h., es spaltet bestimmte Proteine und setzt somit andere Proteine, wie zum Beispiel das Bradykinin, frei. Bradykinin verursacht die Schwellungen bei einer HAE-Attacke.

Prophylaxe bzw. prophylaktische Therapie

Bei einer prophylaktischen HAE-Therapie werden kontinuierlich Medikamente eingesetzt, um HAE-Attacken vorzubeugen oder die Häufigkeit und Schwere von HAE-Attacken zu verringern.

R

Reizdarmsyndrom

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine Störung, die den Dickdarm betrifft und zu Bauchkrämpfen und Blähungen führen kann. HAE wird oft mit RDS verwechselt, denn das Reizdarmsyndrom kommt viel häufiger vor und die Symptome können ähnlich sein wie die bei einer HAE-Attacke.

S

Subkutan

„Unter die Haut verabreicht“ (zum Beispiel eine Spritze) oder „sich unter der Haut abspielend“ (zum Beispiel HAE-Schwellungen ).